Wetter

Die Technik hat in den letzten Jahren Einzug auf unseren Schiffen gehalten. Zuvor wurde sehr viel Engagement in die Schiffskörper, die Motoren und die Segel investiert. Wir nennen Schiffe unser eigen, die extrem seetüchtig sind, einfach zu bedienen und den vielen Gefahren und Risiken auf See trotzen können.

Eines aber können und werden wir mit all unserer Technik nie beherrschen können: Das Wetter.

Unter dem Oberbegriff Wetter bezeichnen wir die Bewegung, in der sich die gasförmige und flüssige Hülle unserer Erde tagtäglich befindet. Sie ist geprägt durch Temperatur- und Druckunterschiede und für uns spürbar durch Winde, Wellen und Strömungen.

Auf den folgenden Seiten adressieren wir das Thema Wetter: Wir beschäftigen uns mit globalen und lokalen Wettersystemen, betrachten die Möglichkeiten das Wetter zu bestimmen und vorherzusagen, nehmen das geballte Wissen aus mehreren Jahrhunderten der Seefahrt unter die Lupe und leiten daraus taktische Erwägungen ab.

 

Wettersysteme

Die Grundlagen der Wettersysteme liegen in den Druck- und Temperaturunterschieden der Luftschichten, der Boden- und Wasserflächen unseres Planeten. Warme Luft ist „dünner", leichter und steigt auf. Kalte, schwerere Luft fällt ab. Im globalen Wettersystem wird die Luft über den warmen äquatorialen Boden- und Wassermassen erwärmt und steigt dort auf. An den kalten Polen fällt sie ab. Mit Unterbrechungen bei 30° N/S und 60° N/S entstehen auf der Nord- und Südhalbkugel je drei gewaltige Luftwalzen.

In der Mitte der Walzen, bei 15°, 45° und 75° sollte sich demzufolge eine stringente Nord-Süd Luftbewegung einstellen. Die Drehbewegung unseres Planeten erzeugt jedoch eine für uns wahrnehmbare Scheinkraft, die Coriolis-Kraft in Ost-West Richtung. Diese Kraft lenkt die Luftwalzen ab. Es entstehen die sogenannten West- und Ostwindzonen.

Im lokalen Wettersystem erwärmt sich Land schneller als Wasser und kühlt schneller ab. In Küstennähe entstehen daher lokale Windsysteme in den Morgen- und Abendstunden, die sich mit dem globalen System überlagern. Die bislang einfach anmutenden Wetter- und Windbedingungen werden durch die ungleichen Küstenverläufe sehr komplex.

Störungen, wie sie z.B durch hohe Berge oder aufgewirbelte Sandmassen entstehen, überlagern das ohnehin bereits komplizierte System um ein weiteres. Hinzu kommt, dass über dem Meer aufsteigende Luft eine große Wassermenge speichern kann. Dieses Wasser fällt bei Erkalten in Form kleiner Tröpfchen aus. Ist es kalt genug, gefrieren diese Tröpfchen zu Eiskristallen. Es entstehen Wolken, die ihrerseits erneut Wechselwirkungen mit der Gesamttemperatur und den Luftströmen erzeugen.

 

Pilot-Charts

Viele von uns kennen die sogenannten „Bauern-Regeln" oder den Hundertjährigen Kalender, mit denen das kommende Wetter auf Basis alter Beobachtungen vorhergesagt werden soll. Sehr oft ist ja auch etwas dran an diesen Beobachtungen.

Für Wind, Wellenhöhe, Wassertemperaturen und Strömungen auf See gibt es so etwas ähnliches. Die Pilot-Charts zeigen die Mittelwerte an, die sich für die verschiedenen Seegebiete aus Beobachtungen ergeben, die in den letzten Jahrhunderten der christlichen Seefahrt gesammelt wurden.

 

Wetter-Bestimmung

Vorhersagen basieren auf aktuellen, nahezu gleichzeitigen Beobachtungen an sehr vielen Stellen rund um unseren Globus. Stationsmeldungen enthalten hierbei einen kleinen Teil der Gesamtbeobachtungen, nämlich Wetterlage, Bewölkungsgrad, Windstärke und -Richtung. Die Älteren unter uns haben gelernt, aus diesen Stationsmeldungen selber rudimentäre Wetterkarten zu erstellen, die uns einen groben Einblick in die Großwetterlage gegeben haben.

Aus den Anzeichen, die Du auf dem Schiff selber sammeln kannst, lassen sich Rückschlüsse auf die bevorstehende Wetterveränderung ableiten. So sind Fronten meist durch eine Abfolge von Wolkenformationen schon von weitem zu erkennen, das Barometer kündigt Wetter-Veränderungen frühzeitig an und die Beobachtung von Windrichtung und -Stärke geben Indikationen über das, was Dir bevorsteht.

Früher war es im Wesentlichen das Empfinden des erfahrenen Skippers. Wetterfühligkeit ist ein allgemein bekanntes Phänomen. Heute erleichtern Dir moderne Messgeräte, wie Windex-Anlagen, Barographen und das Wetterfax die Arbeit als Wetterfrosch

 

Wetter-Taktik

Wozu sich um  Wettervorhersagen bemühen, wenn sich dies nicht in irgend einer Art und Weise auf die Navigation Deines Schiffes auswirken sollte.

Da haben wir zum Einen die Hochleistungssportler, die in ungastlichen Gegenden wie dem südindischen Ozean nach einer starken Bagstagbrise suchen … was immer man in dieser Hinsicht auch als Brise bezeichnen möchte. Bei der Regatta-Taktik geht es meistens darum ein Tiefdrucksystem mit starken Winden, so anzusteuern, dass man daraus die schnellst mögliche Fahrt für sein Schiff erhält.

Ein ganz anderes Ziel verfolgen Fahrtensegler und die Berufsschifffahrt. Hier geht es darum, Gefahr für Schiff und Crew aus dem Weg zu gehen und seine Route so zu wählen, dass möglichst moderate Bedingungen vorgefunden werden.

Bei der Sturmtaktik als Teil der Seemannschaft schließlich geht es um Verhaltensregeln im Sturm, beziehungsweise vorbeugend dazu.

 

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