Terrestrische Navigation

Man kann vielleicht darüber streiten, ob die Navigation auf Sicht die sicherste Art der Navigation ist. Eins ist sicher: Sie vermittelt das beste Gefühl der Sicherheit, denn mit einem Fernglas kannst Du den Felsen, den Du gerade umfahren möchtest, sehen und peilen. Du navigierst entsprechend der aktuellen Beobachtungen und nicht aufgrund anonymer Zahlen und Kursberechnungen.

In dieser Rubrik stellen wir Dir nicht nur die richtigen Hilfsmittel für die terrestrische Navigation vor, angefangen vom Steuer- und Peilkompass bis hin zu Seekarten, Literatur und dem Navigationsbesteck. Wir geben Dir auch Tipps, wie damit umzugehen ist und wie Du Deinen aktuellen Standort so genau wie möglich einfach nur aus der Beobachtung Deiner Umgebung ermitteln kannst.

Natürlich bleibt die Theorie nicht zu kurz. Auch wenn Du als alter Seebär nach langen Jahren auf See ein neues Schiff übernimmst und dort die Dinge nicht so vorfindest, wie Du es gewohnt bist, dann laden wir Dich ein, in unserer Know-How Sammlung zu stöbern. Du findest bestimmt Antworten auf Deine Fragen. Den SEGELN.de, die Plattform von Seglern für Segler, ist der ideale Ort, um Wissen unter Gleichgesinnten weiterzugeben.

 

 

Bevor wir aber in die Tiefen der terrestrischen Navigation absteigen, müssen wir dringend ein paar Begrifflichkeiten klären. Auf SEGELN.de, der Plattform von Seglern für Segler, dreht sich ein großer Teil der Navigation doch um die Standortbestimmung auf See. Warum dann terrestrisch, von terradie Erde?

Bei der terrestrischen Navigation geht es darum, einen Standort mit Hilfe von terrestrischen Standlinien zu bestimmen. Eine Standlinie hat immer einen Bezugspunkt und einen Verlauf. Aber wo findest Du einen Bezugspunkt auf See?

Entweder Du segelst gerade so dicht unter der Küste hindurch, dass Du Details an Land erkennen kannst. Dann kannst Du diese Details als Bezugspunkt wählen. Oder Du fährst an einem fest verankerten Seezeichen vorbei. Dies ist fest mit dem Meeres- oder Seeboden verbunden und kann Dir als Bezugspunkt dienen. Oder Du lotest die Wassertiefe und weißt, wie weit der Meeres- oder Seeboden unter Dir liegen. Auch das kannst Du als Bezugspunkt nutzen. Immer ist ein Punkt an Land oder dem Meeres- oder Seeboden als Bezugspunkt beteiligt. Darum terrestrisch.

Bezugspunkte machen aber nur dann einen Sinn, wenn Du sie eindeutig erkennen kannst, sie in Deiner Seekarte verzeichnet sind und Du die Beobachtung eindeutig mit dem Eintrag in der Seekarte in Übereinstimmung bringen kannst.

Hast Du erst einmal einen Bezugspunkt gefunden, dann kannst Du mit ihm eine Standline bestimmen, auf der sich Dein Schiff im Moment befindet. Die üblicherweise gebräuchlichen Seekarten nutzen die sogenannte Mercatorenprojektion, um die gebogene Erdoberfläche auf eine flache Karte abzubilden. Die Standlinien, die Du in diesen Karten erhältst, sind:

  • geradlinige Strecken, die durch Deinen Bezugspunkt verlaufen
  • Kreise, die durch Deinen Bezugspunkt verlaufen
  • Kreise, die um Deinen Bezugspunkt herum verlaufen
  • freie Linien, die in Deiner Seekarte schon enthalten sind.

Wenn Du mindestens zwei Standlinien ermitteln kannst und diese sich kreuzen, dann kannst Du damit den Ort ermitteln, an dem sich Dein Schiff gerade befindet. Einer solchen Ortsbestimmungen liegen Beobachtungen von Bezugspunkten zugrunde, aus diesem Grund heißt er beobachteter Schiffsort.

Um die Frage gleich vorweg zu nehmen: Wir würden uns nicht die Mühe machen, diesen Ort beobachteten Schiffsort zu nennen, wenn es nicht auch einen nicht-beobachteten Schiffsort gäbe, den gegissten Schiffsort oder Koppelort.

Um das ganze Thema nicht total trocken darzustellen, erklären wir die terrestrische Navigation an einem praktischen Fallbeispiel: Du segelst mit Deinem Schiff durch die Straße von Messina. Also, Navigator, komm' am Bord, wir legen ab!

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Kurz und knapp:

  1. Du ermittelst einen Bezugspunkt.
  2. In Bezug auf diesen gibt es eine Standlinie, auf der Dein Schiff sich befindet.
  3. Eine Standlinie ist
    • Eine gerade Linie
    • Ein Kreis
    • Eine freie Linie
  4. Kreuzen sich mindestens zwei Standlinien, entsteht ein beobachteter Schiffsort.

An diesem beobachteten Schiffsort befindet sich Dein Schiff im Moment.

Neben beobachteten Schiffsorten gibt es auch gegisste Schiffsorte oder Koppelorte.