Leichteres Handling, mehr zu tun - die Ketch

Die Ketch ist ein Segelboot mit zwei Masten. Der vordere heist Großmast, der achterliche Besanmast. Der Besanmast ist immer kleiner als der Großmast. Wäre der Besanmast gleich groß oder größer, bezeichnet man das Schiff als Schoner.

Wie bei der Slup wird das Großsegel am Großmast gefahren. Am Besanmast und Besanbaum wird die Unterliek des achterlichen Segels, Besan angeschlagen.

Das Bild zeigt ganz deutlich einen wesentlichen Unterschied zwischen Slup und Ketch: Der Großbaum der Ketch ist meistens vor der Gierachse des Schiffes angebracht. Das Großsegel befindet sich dadurch mitten in der Gierachse. Die von ihm ausgehenden Giermomente heben sich auf oder sind wesentlich kleiner als bei einer Slup.

Dagegen steht der Besan weit achterlich der Gierachse und der von ihm ausgehende Giermoment ist deutlich größer als beim Großsegel.

Dies kann bei Schiffen mit zwei Masten so extrem ausfallen, dass der achterliche Mast außerhalb der (Konstruktions-) Wasserlinie zum Stehen kommt. Dann nennt man das Schiff nicht mehr Ketch, sondern Yawl.

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Die Ketch

ist ein beliebter Langstreckensegler. Sie wurde ursprünglich Mitte des 17. Jahrhunderts in England für die Fischerei und Küstenschifffahrt entwickelt. Große Ketchen zur damaligen Zeit wiesen eine Tragkraft von 50 Tonnen auf.

Als Langstreckensegler bewährt sich die Ketch durch die günstige Wirkung der Segelstellung auf das Giermoment des Schiffes. Der starken Leegierigkeit durch das Vorsegel, kann der  Besan, der Luvgierigkeit bewirkt, effektiv auf einer Ketch eingesetzt werden. Gut getrimmt hält die Ketch alleine durch diese beiden Segel ihren Kurs zum Wind.

Eine Ketch kann alleine mit Fock und Besan gesegelt werden und der "Hoch am Wind"-Kurs ohne extremen Rudereinschlag gehalten werden. Damit wird das Ein- und Ausreffen des Großsegels im Vergleich zur Slup erheblich vereinfacht.

Kein Vorteil ohne mindestens einen Nachteil: Die Segel sind zwar kleiner und leichter zu handhaben, dafür ist aber im Vergleich zur Slup mindestens ein weiteres Segel zu setzen, trimmen, reffen oder zu bergen.

Außerdem ist die Gewichtsverteilung einer Ketch ungünstiger. Der Großmast ist vorlicher aufgestellt, der Besanmast kommt achtern als zusätzliches Gewicht hinzu. Dadurch taucht das Schiff tiefer in die Wellen ein und macht es bei Seegang träger.

Für Fahrtensegler, die die Sache ohnehin ein wenig gemütlicher angehen, wiegen diese Nachteile nicht so sehr, wie die Vorteile. Sportliches Segeln hingegen verlangt nach Wendigkeit und wenig Gewicht. Darum sind Regattayachten in der Regel Slup-getakelt.

Die Takelage einer Ketch

Die wesentlichen Merkmale einer Ketch haben wir ja bereits genannt. Sie hat einen Besanmast, das Großsegel ist kleiner und rückt nach vorne, zusätzlich kommt achterlich der Besan hinzu.

Der Besanmast ist mit seinem Top nach vorne über das Top des Großmastes verstagt. Damit ergibt sich mehr Platz für Segelfläche. Statt eines dreieckigen Großsegels kann ein viereckiges gefahren werden, das Gaffelsegel.

Die zusätzliche Oberliek des Gaffelsegels muss stabilisiert werden. Dazu wird oben am Segel ein weiterer "Baum" angeschlagen, die Gaffel. Die achterliche, obere "Ecke" des Gaffelsegels nennt man Piek. Der Segelkopf wandert nach unten und wird zum Klauohr. Das hat jetzt nichts mit Schlitzohren und diebischem Gesinde zu tun - dieser Part ist auf jedem Schiff dem Klabautermann vorbehalten -, sondern hängt damit zusammen, dass die Verbindung zwischen Großmast und Gaffel Klau - manchmal auch Gaffelschuh - genannt wird.

 

 

Das Gaffelsegel verleiht zwar dem Schiff mehr Segelfläche, beim Setzen muss aber immer die schwere Gaffel mit aufgeheißt werden. Sie wird über zwei Fallen bewegt, das Klaufall und das Piekfall. Zum Trimmen wird der Großbaum über die Großschot eingestellt. Da die Gaffel aber nur mit der Klau fest mit dem Mast verbunden ist, kann die Piek weit auschwoien. Dadurch verwindet sich das Segel und die aerodynamischen Eigenschaften leiden. Um dies zu verhinden, wird an der Piek die Gaffelgeer, oder Gaffelgei, angeschlagen und nach unten zur Bordwand geführt.

 

 

 

Das Achterstag verläuft entweder vom Top des Großbaums zum Top des Besanbaums, oder als geteiltes Achterstag nach Backbord und Steuerbord zur Bordwand.. Zwischen Gaffel und Masttop ist also noch Platz für ein weiteres Segel, das Gaffel-Topsegel.

Es handelt sich meist um ein dreieckiges, leichtes Schratsegel, das vorne am Mast und mit dem Unterliek an der Gaffel angeschlagen wird. Es besteht aber auch die Möglichkeit das Segel fliegend zu fahren.

Nachteil der Gaffeltakelung ist das hohe Gewicht im Top des Schiffes, welches durch Kielgewicht wieder ausgeglichen werden muss und das Schiff schwerer macht.

Der nach vorne versetzte Großbaum verringert die vorhandene Fläche für das Vorsegel. Die große Genua I ist nur schwer handhabbar und wird deshalb durch ein weiteres Vorsegel, dem Klüver ausgeglichen. Dazu wird das Schiff am Bug mit dem Klüverbaum verlängert. Ein weiteres Schrat-Vorsegel kann noch fliegens über dem Klüver gefahren werden, dem Flieger.

Die Takelungsart mit mehr als einem Vorsegel nennt man Kuttertakelung.

 

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Kurz und knapp:

Die Ketch ist ein Segelschiff mit zwei Masten.

Der vorliche Mast heißt Großmast, das daran angeschlagene Segel Großsegel.

Der achterliche Mast ist kleiner als der Großmast und heißt Besanmast. Das dort angeschlage Segel heißt Besan.

Der Besanmast befindet sich innerhalt der (Konstruktions-) Wasserlinie.

Das Großsegel befindet sich nahe in der Gierachse des Schiffes und wirkt deshalb nur ein geringes Giermoment aus.

Die durch das Vorsegel hervorgerufene Leegierigkeit, kann durch die Luvgierigkeit des Besans gut ausgetrimmt werden.

Das Schiff gewinnt durch den zusätzlichen Besanmast und den nach vorne verlagerten Großmast mehr Gewicht in Bug und Heck. Es taucht daher tiefer in die Wellen ein und wird insgesamt träger.

Groß- und Besansegel können als Gaffelsegel gefahren werden. Dann wird zusätzlich meist noch ein Gaffeltopsegel hinzu gesetzt.