Von der Yacht zum Windjammer

Ein weiteres Segelschiff mit mehr als einem Mast, neben Ketch und Yawl, ist der Schoner. Der wesentliche Unterschied ist, dass der vorderste Mast maximal gleich hoch, in der Regel aber niedriger als die dahinter liegenden Masten ist. Richtig: Ein Schoner hat mindestens zwei, zum Teil aber auch mehr Masten.

In der Blützezeit der Schoner sind Schiffe dieser Klasse mit fünf und mehr Masten gebaut worden. Wo ist nun aber die Abgrenzung zum Windjammer? Ganz einfach: Ein Schoner ist prinzipiell mit Schratsegeln ausgerüstet. Ausnahme bilden die Rahschoner, die einige Rahsegel an den vorlichen Masten fahren.

Der Übergang zum Windjammer findet dann mit der Schonerbrigg statt, die deutlich mehr Rahsegel als der Rahschoner fährt.

Die Stellung der Masten ist nicht mehr bindend. Der achterliche Mast ist mindestens gleich hoch wie die davor liegenden und steht  aufgrund der Gewichtsverteilung und des Segeldrucks nicht mehr ganz so weit achterlich, wie bei der Yawl . Daher bezeichnet man die Masten eines Schoners auch anders, als bei Ketch oder Yawl: Der vordere Mast eines Schoners wird Fockmast oder Schonermast genannt, bei Zweimastern der achterliche Großmast.

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Die Entstehung des Schoners

Der erste dokumentierte Stapellauf eines Schoners datiert auf das Jahr 1713. In Gloucester im US-Bundesstaat Massachusetts lief ein von Kapitän Andrew Robinson erbautes, neuartiges Schiff vom Stapel. Die Takelungsart stammte aus den Niederlanden.

Ein Zuschauer bei diesem Stapellauf soll mit dem Ausspruch "Oh, see how she scoons" den Namen dieser neuen Schiffsklasse geprägt haben. To scoon leitet sich aus dem schottischen Clydescale Dialekt ab und bedeutet soviel wie gleiten. Kapitän Andrew Robinson hat daraufhin seine neue Schiffsklasse Schooner genannt.

Aus Schooner hat sich schliesslich im Laufe der Jahre Schuner und letztendlich Schoner fest eingebürgert.

Zunächst wurden nur Schoner mit zwei Masten gebaut, die anfangs  mit Rahsegeln getakelt wurden. Dies ist  heute ein Wahrzeichen der Toppsegelschoner und Schonerbriggs und untypisch für einen Schoner. Die schnellen Schiffe wurden meist für Kurierfahrten und zur Piratenjagd eingesetzt.

Der Einsatz von Schrasegeln hat sich besonders an der nordamerikanischen Küste als sehr vorteilhaft erwiesen, da die Winde  dort von oder zu der Küste stehen. Rahgetakelte Schiffe standen damit immer wieder vor der Herausforderung zur Küste hin - oder von ihr weg - aufkreuzen zu müssen. Die Schratgetakelten Gaffelschoner können wesentlich mehr Höhe laufen und waren ihnen damit überlegen.

Darüber hinaus kann ein rein schratgetakeltes Schiff mit wesentlich kleinerer Crew gefahren werden, ein weiterer Vorteil auf kurzen Strecken.

Für die Langstreckenfahrt wurden ab dem 20. Jahrhundert zunehmend Schoner als Frachtschiffe eingesetzt. Gegenüber den Kurierschiffen hatten sie einen wesentlich größeren Laderaum, der Schiffsrumpf länger und damit die Möglichkeit für mehrere Masten.

Der größte, jemals gebaute Schoner war die Thomas W. Lawson mit sieben Masten und 25 Segeln. Mit einer Länge über Alles von 140,1m und einer Breite von 15,25m, stand sie dem damals größten Fünfmast-Vollschiff Preußen (LüA 147m, Breite 16,34m) nur wenig nach. Trotzdem konnte die Thomas W. Lawson mit einer Mannschaft von nur 18 Mann, im Gegensatz zur Preußen mit 45 Mann, gefahren werden.

Der größte, jemals gebaute Holz-Schoner war der Sechmaster Wyoming mit einer LüA von 137,2m, einer Breite von 15.2m und einer Verdrängung von 3.730 BRT. Sie wurde mit einer Stammbesatzung von 13-14 Mann, Offiziere eingerechnet, gefahren. Ihr Kapität Mc Leod bezeichnete sie als schönes und imposantes Schiff mit schnittigen Linien, das trotz seiner Größe so leicht wie eine Yacht zu segeln war. Das aus Kiefernholz gebaute Schiff "arbeitete" jedoch unter der Belastung aus Ladung und Seegang. Durch das Durchbiegen des Rumpfes nach oben - hogging - und nach unten - sagging - im Seegang, machte das Schiff immer Wasser und musste immerzu gelenzt werden.

Die Takelage eines Schoners

Der klassische Zweimastschoner fährt den Großmast nahe der Gierachse des Schiffes und davor den Schonermast. In der Regel werden die großen Schratsegel als Gaffelsegel ausgebaut. Das achterliche Gaffelsegel nennt man Großsegel - anders als bei Ketch und Yawl - das vorliche Schonersegel.

Über dem Groß- und Schonersegel können zusätzlich Topsegel, das Großtopsegel und das Schonertopsegel gesetzt werden. Dies darf nicht mit dem Begriff Toppsegelschoner verwechselt werden: Letzterer fährt mindestens am Schonermast über dem Schonersegel ein Rahsegel im Top.

Beim Stagsegelschoner wird der Segelplan des klassischen Schoners um Stagsegel am Vorstag des Großmastes - also zwischen Groß- und Schonermast - und gegebenenfalls zwischen allen weiteren achterlich davon liegenden Masten erweitert.

An den Vorstagen werden mindestens der Innenklüver und der Außenklüver vor der Fock gefahren. Der Schiffsrumpf wird dafür um den Klüverbaum nah vorne verlängert.

Bei größeren Schonern mit mehr als zwei Masten wird seit dem 19. Jahrhundert der achterliche Mast wieder Besanmast genannt. Der zwischen Besanmast und Großmast liegende Mast eines Viermast-Schoners heißt Kreuzmast. Seinen Namen verdankt der Kreuzmast der Führung seiner Brassen, die kreuzweise von der Backbord-Rahnock zur Steuerbord-Bordwand - und umgekehrt - verliefen. Da Schoner jedoch schratgetakel waren, entfiel dies und der auf Ketch und Yawl eingeführte Namen kam wieder in Gebrauch.

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Kurz und knapp:

Schoner sind Segelschiffe mit mindestens zwei Masten.

Im Gegensatz zu Ketch und Yawl ist der vorderste Mast maximal gleich groß wie die achterlich davon liegenden.

Der Name Schoner ist an das schottische Verb to scoon - gleiten - angelehnt und zeichnet sich durch die überwiegende Schratbesegelung aus.

Der vordere Mast heißt Schonermast mit Schonersegel. Der dahinter liegende Großmast fährt das Großsegel als Gaffelsegel.

Der achterliche Mast ist der Besanmast. Zwischen ihm und dem Großmast liegt evtl. noch der Kreuzmast.

Auf Vollschiffen kommt der Kreuzmast zu seinem Namen aufgrund der über Kreuz geführten Brassen der an ihm angeschlagenen Rah-Segel. Da Schoner aber meistens schratgetakelt sind, trifft diese Definition hier nicht zu.